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Die mysterösen [[Boards of Canada|Superstars der Elektronika]] haben wieder [[The Campfire Headphase|ein Album]] gemacht. Drei Jahre haben die beiden Schotten dafĂŒr gebraucht. âZurĂŒck zu den AnfĂ€ngenâ war ihre Premisse. Warum alle so aufgeregt sind, verstehen sie am aller wenigsten. | Die mysterösen [[Boards of Canada|Superstars der Elektronika]] haben wieder [[The Campfire Headphase|ein Album]] gemacht. Drei Jahre haben die beiden Schotten dafĂŒr gebraucht. âZurĂŒck zu den AnfĂ€ngenâ war ihre Premisse. Warum alle so aufgeregt sind, verstehen sie am aller wenigsten. | ||
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Vielleicht waren diese Abende die Geburtsstunde der [[Boards of Canada]], wie wir sie heute kennen. Alles scheint dagewesen zu sein: die Faszination fĂŒr Natur, dieses dĂŒstere, esoterisch angehauchte Neo-Hippietum, die Anspielungen auf bedeutungsschwangere mathematische Konstruktionen. Keine andere Elektronika-Band hat in den letzten Jahren mehr RĂ€tsel aufgegeben. In Internet-Foren werden ihre Platten mit pedantischer PrĂ€zision auf versteckte Hinweise untersucht, Samples rĂŒckwĂ€rts abgespielt, Zahlenfolgen gedeutet. So finden sich auf der EP ''[[In a Beautiful Place out in the Country|A Beautiful Place In The Country]]'' im Artwork der Platte beispielsweise Hinweise auf den Kollektiven Selbstmord der Davidianer-Sekte im texanischen Waco. Und auf ihrem vorletzten Album ''[[Geogaddi]]'' soll man in einem rĂŒckwĂ€rtslaufenden Sprachsample den Satz âA God with Hornsâ hören können. | Vielleicht waren diese Abende die Geburtsstunde der [[Boards of Canada]], wie wir sie heute kennen. Alles scheint dagewesen zu sein: die Faszination fĂŒr Natur, dieses dĂŒstere, esoterisch angehauchte Neo-Hippietum, die Anspielungen auf bedeutungsschwangere mathematische Konstruktionen. Keine andere Elektronika-Band hat in den letzten Jahren mehr RĂ€tsel aufgegeben. In Internet-Foren werden ihre Platten mit pedantischer PrĂ€zision auf versteckte Hinweise untersucht, Samples rĂŒckwĂ€rts abgespielt, Zahlenfolgen gedeutet. So finden sich auf der EP ''[[In a Beautiful Place out in the Country|A Beautiful Place In The Country]]'' im Artwork der Platte beispielsweise Hinweise auf den Kollektiven Selbstmord der Davidianer-Sekte im texanischen Waco. Und auf ihrem vorletzten Album ''[[Geogaddi]]'' soll man in einem rĂŒckwĂ€rtslaufenden Sprachsample den Satz âA God with Hornsâ hören können. |
title | Spirit, Logic & Mathematics |
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author | Hendrik Lakeberg |
publication | De:Bug |
date | October 2015 |
issue | 93 |
pages |
"Spirit, Logic & Mathematics" is an October 2015 interview by Hendrik Lakeberg It originally appeared in De:Bug #93. [1] [2]
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Die mysterösen Superstars der Elektronika haben wieder ein Album gemacht. Drei Jahre haben die beiden Schotten dafĂŒr gebraucht. âZurĂŒck zu den AnfĂ€ngenâ war ihre Premisse. Warum alle so aufgeregt sind, verstehen sie am aller wenigsten.
RĂŒckwĂ€rts wirdâs auch nicht besser
Seit 1990 findet im Norden Schottlands in der NĂ€he des Boards-of-Canada-Studios einmal jĂ€hrlich eine Outdoor-Party statt. Vor der imposanten Naturkulisse Schottlands und verstreut brennenden Lagerfeuern lauschen die Besucher rĂŒckwĂ€rtslaufenden Sprachcollagen, verfremdeter Filmmusik und starren auf flimmernde LeinwĂ€nde, beschienen von kruden Film-ObskuritĂ€ten. Unter dem Namen Hexagon Sun kollaborierten die Zeremonienmeister der Veranstaltung Mike Sandison und Marcus Eoin regelmĂ€Ăig mit befreundeten Musikern. Wabernder Elektronika-Prog weht ĂŒber einen Strand irgendwo im nördlichen Schottland. In der Nacht des ersten Festivals leuchtete der Mond blutrot und der Name dieses nebligen Gatherings war geboren: Red moon nights.
Vielleicht waren diese Abende die Geburtsstunde der Boards of Canada, wie wir sie heute kennen. Alles scheint dagewesen zu sein: die Faszination fĂŒr Natur, dieses dĂŒstere, esoterisch angehauchte Neo-Hippietum, die Anspielungen auf bedeutungsschwangere mathematische Konstruktionen. Keine andere Elektronika-Band hat in den letzten Jahren mehr RĂ€tsel aufgegeben. In Internet-Foren werden ihre Platten mit pedantischer PrĂ€zision auf versteckte Hinweise untersucht, Samples rĂŒckwĂ€rts abgespielt, Zahlenfolgen gedeutet. So finden sich auf der EP A Beautiful Place In The Country im Artwork der Platte beispielsweise Hinweise auf den Kollektiven Selbstmord der Davidianer-Sekte im texanischen Waco. Und auf ihrem vorletzten Album Geogaddi soll man in einem rĂŒckwĂ€rtslaufenden Sprachsample den Satz âA God with Hornsâ hören können.
"The Devil Is In The Details" nennt sich ein Track auf Geogaddi. Bei den Interpretationen handelt es sich also nicht nur um Phantasmagorien obsessiv veranlagter Fans. Boards of Canada selber sind nicht ganz unschuldig an den Mysterien und VerklĂ€rungen, die sich um sie ranken. Doch die Zeiten scheinen sich geĂ€ndert zu haben. Durch Campfire Headphase, die neue BOC-Platte, weht im Gegensatz zum dĂŒster vernebelten Surrealismus von âGeogaddiâ der illuminierende Wind der AufklĂ€rung. Die Tracks sind strukturell glasklar, die Beats rumpeln prĂ€zise abgezirkelt vor sich hin. DarĂŒber schweben diese typischen BOC-FlĂ€chen, wie pastellige Farben, die langsam ineinander laufen, sich vermischen und vorsichtig gerinnen. Vielleicht ist Campfire Headphase die Abendröte der Elektronika. Zeitlos schön und gerade deshalb so zeitgemĂ€Ă. Fast wie ein klassisches LehrstĂŒck, eine Essenz. Und fĂŒr BOC die logische Konsequenz ihrer bisherigen Arbeit. NatĂŒrlich ist auch Campfire Headphase durchsetzt mit Anspielungen, Konzepten, RĂ€tseln. Das Bild, dass sich aus der Musik herauslesen lĂ€sst, rĂŒckt eine andere Seite ins Licht: Marcus Eoin und Mike Sanderson ging es niemals allein darum, in opake, mystische Welten herabzufĂŒhren, sondern eher darum, das Seltsame, schwer Verstehbare der Welt in Musik umzusetzen. RĂ€tsel aufzugeben, die danach verlangen, entrĂ€tselt zu werden. Eine epische Inszenierung fundamentaler Konflikte auszubreiten: Magie vs. Logik, SpiritualitĂ€t vs. Vernunft.
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