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Magie versus Logik

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title Magie versus Logik
author Hendrik Lakeberg
publication Keys
date 2005/12
issue 12
pages 118-119




Original Text

"Magie versus Logik" is an interview (in German) by Hendrik Lakeberg originally published Dec 2005 in Keys magazine No.12 pp.118-119.

This is an original text copied verbatim from the original source. Do not edit this text to correct errors or misspellings. Aside from added wikilinks, this text is exactly as it originally appeared.


Magie versus Logik

  Boards of Canada gehören seit jeher zur ersten Garde der Electronica-Szene und zu den Eckpfeilern des Kultlabels Warp. Auch auf dem neuen Album wartet die Band mit dem Hauptanliegen auf, verblasste Erinnerungen voller romantischer Höhepunkte in musikalische Schwingungen zu ĂŒbersetzen. Durch „The Campfire Headphase", die neue Boards-of-Canada-Platte, weht im Gegensatz zum dĂŒster vernebelten Surrealismus des VorgĂ€ngers„Geogaddi", der illuminierende Wind der AufklĂ€rung. Die Tracks sind strukturell glasklar, verfrickelte Beats grĂ¶ĂŸtenteils Geschichte. Es gibt kaum AnklĂ€nge an die DSP-Exzesse der elektronischen Musik der letzten Jahre. Die Beats rumpeln prĂ€zise abgezirkelt vor sich hin. DarĂŒber schweben die typischen Bords-of-Canada-FlĂ€chen, wie Pastellfar ben, die langsam ineinanderlaufen, sich vermischen und vorsichtig gerinnen. Vielleicht ist„Campfire Headphase" die Abendröte der Electronica. Zeitlos schön und gerade deshalb so zeitgemĂ€ĂŸ. Fast wie ein klassisches LehrstĂŒck, eine Essenz. Und fĂŒr die Macher Mike Sandison und Marcus Eoin die logische Konsequenz ihrer bisherigen Arbeit. NatĂŒrlich ist auch das neue Album durchsetzt mit Anspielungen, Konzepten, RĂ€tseln. Das Bild, dass sich aus der Musik herauslesen lĂ€sst, rĂŒckt eine andere Seite ins Licht: Den Producern ging es niemals allein darum, in opake, mystische Welten herabzufĂŒhren, sondern eher darum, das Seltsame, schwer verstehbare der Welt in Musik umzusetzen. RĂ€tsel aufzugeben, die danach verlangen entrĂ€tselt zu werden. Eine epische Inszenierung fundamentaler Konflikte auszubreiten: Magie versus Logik, SpiritualitĂ€t versus Vernunft. Das scheue schottische Producer-Gespann stand Rede und Antwort zum neuen Album.


"The Campfire Headphase" klingt schnörkelloser, die Stimmung ist etwas heller als auf„Geogaddi". Gab es Unterschiede im Produktionsprozess?
BOC: Ja. In gewisser Weise wollten wir unsere Musik vereinfachen. Das war aber im Vergleich zu den anderen Platten sehr zeitaufwendig. Klingt komisch: Mehr Zeit fĂŒr einen vereinfachten Sound - war aber so. Unser Zugang zur Musik verĂ€ndert sich eigentlich von Platte zu Platte. Diesmal wollten wir zurĂŒckkehren zu einem simplen Sound, zu destillierten Melodien. Die Tracks sind aber gleichzeitig immer noch sehr dicht im Hinblick auf die Arrangements.
Ihr arbeitet jetzt seit fast 20 Jahren zusammen. Gab es bei eurer Kollaboration eine Zeit, in der ihr euch in einer Sackgasse gefĂŒhlt habt?
BOC: Nein, eigentlich nicht. Wir haben eher das GefĂŒhl nicht genug Zeit zu haben, alles das zu machen, was wir gerne machen wĂŒrden. Unsere Musik Ă€ndert sich zwar, bleibt aber im Kern immer ganz klar „Boards of Canada". Wir versuchen jedes mal, ein anders farbiges Licht durch unsere Musik scheinen zu lassen.
Gab es fĂŒr euch einen musikalischen Moment, von dem ihr dachtet, das ist jetzt perfekt?
BOC: Ja,das passiert sogar sehr oft. Spe-ziell bei den extrem minimalen Tracks, bei einer verloren klingenden, isolierten Melodie oder sich wiederholenden Phrasen. Aufdiesem Album ist das bei dem letzten Track„Farewell Fire" so. Wir wollten ihn fĂŒr immer spielen, also haben wir den Track auf der Platte ganz langsam ausgefadet,so langsam, dass der Track die letzten zwei Minuten kaum noch zu hören ist, die Musik aber weiter ganz leise vor sich hin kreist.
Im Moment scheinen sich Musiker eher der Vergangenheit zuwenden, um ihre Musik weiterzuentwickeln. Wie seht ihr euch selber in diesem Zusammenhang?
BOC: Wir haben vor Jahren als typische Band angefangen, also auch in einem Band-Setup Songs geschrieben und per-formt.

Danach haben wir uns immer weiter davon wegbewegt, uns auf mehr auf die Abstraktion und unstrukturierte Musik konzentriert.

Auf dem neuen Album wenden wir uns definitiv wieder zurĂŒck zu den klassischen Vier-Minuten-Pop-Songs. Aber wie immer bei uns, gibt es auch Tracks, bei denen diese Komponente verdreht ist.
 
Inwiefern ist der Zuhörer fĂŒr euch wichtig?
BOC: Eines unserer Hauptziele ist es, in dem Zuhörer tief sitzende GefĂŒhle anzusprechen, wie persönlich emotionale Bindungen oder eine verblasste Erinnerung an jemanden oder etwas, das verloren ist.
Ihr habt immer viele Referenzen in eurer Musik versteckt. Entwickelt ihr fĂŒr eure Platten ein ĂŒbergeordnetes Thema oder ein Konzept?
BOC: Meistens folgen wir beim Produzieren einfach unseren Instinkten und wenn wir dann das Album zusammenstellen, fangen wir an die Tracks auszuwÀhlen, die eine Verbindung haben. Auf diesem Album haben wir aber tatsÀchlich mit einem sehr subtilen Konzept gearbeitet. Das Thema des neuen Albums soll ein Road-Trip durch den Kopf eines Menschen sein.
In einem Interview habt ihr mal gesagt, dass Musik eine spirituelle Kraft haben kann. Was meint ihr damit?
BOC: Wir selber sind eher wissenschaftlich orientiert. Vielleicht können aber auch das Spirituelle, die Wissenschaft und Logik nebeneinander stehen. Einige Dinge können allein mit der Wissenschaft nicht erklÀrt werden. Wenn man eine schöne Melodie hört, sich in jemanden verliebt, was auch immer...
Es gibt diese Mythen ĂŒber Boards of Canada. Eine Menge Fans interpretieren und analysieren eure Tracks und Alben mit einer fast absurden Genauigkeit. Ist das eine Dynamik, die ihr provozieren wolltet?
BOC: Es ist wirklich erstaunlich, dass die Leute ganz kleine Details erkennen, von denen wir gedacht haben, dass sie sie niemals bemerken wĂŒrden. Auf der anderen Seite werden aber auch einfach Dinge erfunden, die so nicht da sind. Deshalb wird es manchmal tatsĂ€chlich einfach nur absurd.

das Interview fĂŒhrte Hendrik Lakeberg/jb//  


Translated text  

Magic Versus Logic

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Google Translation:

Boards of Canada have always been part of the first guard of the electronica scene and one of the cornerstones of the cult label Warp. On the new album, too, the main concern of the band is to translate faded memories full of romantic climaxes into musical vibrations. Through "The Campfire Headphase", the new Boards of Canada record, in contrast to the darkly fogged surrealism of its predecessor "Geogaddi", the illuminating wind of enlightenment blows. The tracks are structurally crystal clear, tricky beats for the most part history. There is hardly any echo of the DSP excesses in electronic music in recent years. The beats rumble precisely drawn out. The typical Bords of Canada surfaces float above it, like pastel colors ben that slowly run into each other, mix and gently curdle. Perhaps "Campfire Headphase" is the evening glow of electronica. Timelessly beautiful and precisely for that reason so contemporary. Almost like a classic teaching piece, an essence. And for the makers Mike Sandison and Marcus Eoin the logical consequence of their previous work. Of course, the new album is also interspersed with allusions, concepts, puzzles - the image that can be read from the music moves a different side ins Licht: The producers were never just concerned with leading down into opaque, mystical worlds, but rather with translating the strange, difficult-to-understand world into music. To give up puzzles that demand to be solved. Spreading an epic staging of fundamental conflicts: magic versus logic, spirituality versus reason. The shy Scottish producer team answered questions about the new album.


"The Campfire Headphase" sounds more straightforward, the mood is a bit brighter than on "Geogaddi". Were there differences in the production process?
BOC: Yeah. In a way, we wanted to simplify our music. But that was very time-consuming compared to the other records. Sounds strange: More time for a simplified sound - but it was like that. Our approach to music actually changes from record to record. This time we wanted to go back to a simple sound, to distilled melodies. At the same time, the tracks are still very tight in terms of the arrangements.
You have been working together for almost 20 years now. Was there a time in your collaboration when you felt like you were in a dead end?
BOC: No, not really. We tend to feel that we don't have enough time to do everything we'd like to do. Our music changes, but in essence it always remains very clearly "Boards of Canada". We always try to let a different colored light shine through our music.
Was there a musical moment for you guys that you thought was perfect now?
BOC: Yes, that happens very often. Especially with the extremely minimal tracks, with a lost-sounding, isolated melody or repetitive phrases. On this album it's like that with the last track "Farewell Fire". We wanted to play it forever, so we slowly faded out the track on the record, so slowly that the track can hardly be heard for the last two minutes. but the music continues to circle very softly.
At the moment, musicians seem to be turning to the past to further develop their music. How do you see yourself in this context?
BOC: We started out years ago as a typical band, so we also wrote and performed songs in a band setup. After that, we kept moving away from it, focusing more on abstraction and unstructured music. On the new album, we're definitely turning back to the classic four-minute pop songs. But as always with us, there are also tracks where this component is twisted.
How important is the listener to you?
BOC: One of our main goals is to address deep-seated feelings in the listener, such as personal emotional ties or a faded memory of someone or something that is lost.
You always have a lot of references hidden in your music. Are you developing an overarching theme or concept for your records?
BOC: Most of the time we just follow our instincts when producing and then when we put the album together we start choosing the tracks that have a connection. But on this album we actually worked with a very subtle concept. The theme of the new album is supposed to be a road trip through a person's head.
In an interview you once said that music can have a spiritual power. What do you mean by that?
BOC: We ourselves are more scientifically oriented. But perhaps the spiritual, science and logic can also stand side by side. Some things cannot be explained by science alone. When you hear a nice melody, fall in love with someone, whatever ...
There are these myths about Boards of Canada. A lot of fans interpret and analyze your tracks and albums with an almost absurd accuracy. Is that a dynamic that you wanted to provoke?
BOC: It's really amazing that people can see tiny details that we thought they'd never see. On the other hand, things are simply invented that are not there. So sometimes it actually gets just plain absurd.

the interview was conducted by Hendrik Lakeberg / jb //


Highlights and Notes

Scans  

References Â